Die homöopathische Potenzierung
Was passiert bei der homöopathischen Potenzierung?
Die Potenzierung ist ein zentraler Prozess in der Homöopathie, bei dem eine Substanz schrittweise verdünnt und gleichzeitig durch Schüttelschläge (Dynamisierung) bearbeitet wird. Die Idee dahinter ist nicht nur eine Verdünnung, sondern eine angebliche Verstärkung der Heilkraft – obwohl weniger oder gar kein Molekül der Ausgangssubstanz mehr vorhanden ist.
1. Verdünnung in Stufen
Ein homöopathisches Mittel wird in mehreren Schritten verdünnt. Dabei gibt es verschiedene Potenzierungsarten:
- D-Potenzen (Dezimalpotenzen): Verdünnung 1:10 pro Schritt (z. B. D6 = 1:10⁶)
- C-Potenzen (Centesimalpotenzen): Verdünnung 1:100 pro Schritt (z. B. C30 = 1:100³⁰)
- LM- oder Q-Potenzen (Quinquagintamillesimalpotenzen): Verdünnung 1:50.000 pro Schritt
Für eine C30-Potenz nimmt man 1 Teil Ausgangsstoff und mischt ihn mit 99 Teilen Wasser-Alkohol-Gemisch. Danach wird das Ganze verschüttelt (siehe nächster Schritt). Dieser Prozess wird 30-mal wiederholt, sodass die Endlösung extrem verdünnt ist.
2. Verschüttelung (Dynamisierung)
Nach jeder Verdünnungsstufe wird das Gemisch zehnmal kräftig geschüttelt (ursprünglich durch Schläge auf eine Lederunterlage). Hahnemann glaubte, dass durch diese „Dynamisierung“ die heilende Wirkung der Substanz auf das Lösungsmittel übertragen wird.
Die moderne Wissenschaft kann diesen Effekt nicht nachweisen. Ab etwa C12 oder D24 gibt es rechnerisch kein einziges Molekül der Ursprungssubstanz mehr in der Lösung. Dennoch sind wir Homöopathen der Meinung, dass das Wasser eine Erinnerung an die Substanz behält.
3. Weiterverarbeitung zu Globuli oder Tropfen
- Bei flüssigen homöopathischen Mitteln bleibt die potenzierte Lösung so erhalten.
- Globuli (Zuckerkügelchen) werden mit der verdünnten Lösung besprüht und getrocknet.
Das Endprodukt enthält keine messbare Menge des ursprünglichen Wirkstoffs mehr, sondern nur noch Zucker und Alkohol/Wasser mit der von uns behaupteten Information der Substanz.
Das Kuriose aus meiner Erfahrung (und der vieler anderer Homöopathen) ist:
Die klassische Homöopathie verwendet oft sehr kleine Dosen von Substanzen, die in normalen pharmakologischen Dosen möglicherweise toxisch wären. Die Idee ist, dass eine minimale Dosis ausreicht, um die Regulationsfähigkeit des Körpers zu aktivieren, ohne zusätzliche Belastungen zu verursachen.
Die Gabe niedriger Potenzen muss öfter wiederholt werden, um einen Effekt zu erzielen, wohingegen Potenzen ab C 200 eine nachhaltigere Wirkung haben. Das bedeutet, je stärker verdünnt das Mittel ist und je weniger Wirkstoff es enthält, desto besser funktioniert es.